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G5 BDK-WappenLandesverbände
Ost im BDK e.V.



Gründung der Landesverbände Ost und deren Eintritt in den Bund Deutscher Karneval e.V.

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Zur Nominierung der Kandidaten trafen sich am Nachmittag die Vertreter der neuen Verbände intern. In dieser Aussprache, die von Lothar Franze (Dresden) moderiert wurde, habe ich verdientermaßen Jürgen von der Heydt zum Kandidaten für das Amt des BDK-Vizepräsidenten vorgeschlagen. Dazu erklärte mir Jürgen von der Heydt in einem 4-Augengespräch, dass er als ehemaliger ZAK-Vorsitzender - wegen der gegen ihn geäußerten Vorwürfe - nicht für das geschäftsführende Präsidium des BDK kandidieren werde.
Die Überraschung war bei uns Thüringern groß und unverständlich. Jürgen hat mich daraufhin für die Kandidatur als BDK-Vize vorgeschlagen und Einigkeit war hergestellt, auch mit Karl-Heinz Krüger (Schwerin) als Kandidat für den Beisitzer.
Auf der Treppe des historischen Rathauses von Duderstadt zeigten sich anschließend die Teilnehmer aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen mit den Vertretern des BDK. Sein Präsident (Bild vorherige Seite, 2.v.r.) war hoch zufrieden, er hatte sein Lebensziel erreicht.

Ungeklärt blieb noch der Status von Berlin-Brandenburg. In der Anlage zum Protokoll der Beratung von Duderstadt wurde vom Präsidenten festgestellt:


„Was den Landesverband Brandenburg einschließlich Berlin ausmacht, gibt es darüber keine näheren Informationen. Uns ist allen bekannt, daß es dort wohl am 19. Mai eine Versammlung gegeben hat, doch kein Verband gegründet wurde.
Gemäß Schreiben von Herrn Warneke sollte eine neue Versammlung einberufen werden. Darüber ist bisher nichts bekannt geworden.
Darüber sollte Herr Warneke bzw. unser BDK-Beisitzer W. Roeb, der an den Berliner Versammlungen teilgenommen hat, etwas sagen.
In Berlin wurde laut, daß man in der Stadt eigene Vorstellungen hat. Wie sind diese? Es kann aber nicht angehen, daß es später innerhalb des BDK in der Stadt Berlin zwei Verbände gibt: West und Ost!
Hier muß man schon einen Weg finden. Der beste scheint der eines großen Landesverbandes Berlin-Brandenburg zu sein.
Oder gibt es andere Vorstellungen?"


16. Juli: Gründung des Verbandes Berlin-Brandenburg

Als sich die Mauer 1989 öffnete, trafen sich Karnevalisten aus Berlin und Brandenburg. Es folgten Verabredungen, gemeinsame Karnevalssitzungen mit Austausch von Programmdarbietungen. „Deutschland einig Narrenland“ hieß seinerzeit das Motto vieler Gesellschaften.

Der damalige Präsident des Landesverbandes Berlin (West), Wolfgang Roeb, wollte dieses Motto in die Tat umsetzen. Aufgabe, Ziel und Wunsch von Wolfgang Roeb war der Zusammenschluss aller in Berlin und Branden-burg ansässigen karnevalistischen und landsmannschaftlichen Vereine, die fastnachtliches Brauchtum pflegen. Mit 16 Berliner und Brandenburger Vereinen gründete er den KVBB und wurde zum 1. Präsidenten gewählt. Sein Sinnen war - was einmal zusammengehörte, soll auch wieder zusammengefügt werden. Er führte den Verband bis 1997.

Auf Grund der Größe des Verbandsgebietes wurden 5 Regionalverbände gebildet:

  • Festkomitee Berliner Karneval (FBK)
  • Karnevalverband Mark Brandenburg (KVMB)
  • Karnevalverband Lausitz (KVL)
  • Karnevalverband Uckermark/Märk.Oderland (KVUKMOL
  • Karnevalverband Priegnitz (KVP)

Die Gründungsversammlung war am 16. Juli 1990 in der Hasenheide zu Berlin, der Satzungsentwurf war vorhanden und wurde auch am 16.7.1990 beschlossen. Das Präsidium bestand aus dem geschäftsführenden Präsidium und den Bezirkspräsidenten.

  • Ablauf der Gründungsversammlung
    Über 30 Vereine aus Berlin und Brandenburg waren anwesend.
  • Die Wahl verlief kurz und knapp – alle gewählten Präsidiumsmitglieder waren wohl bekannt. Aufgrund der Größe des Verbandes – Berlin und das Neue Bundesland Brandenburg – wurde er in Bezirke gegliedert, welche noch heute existent sind.
  • Die Regionalvertreter gehören laut Satzung zum Präsidium des KVBB und stehen dem geschäftsführenden Präsidium beratend zur Seite.

In das geschäftsführende Präsidium wurden gewählt:

  • Präsident - Wolfgang Roeb (Berlin West)
  • 2 Vizepräsidenten - Willi Kupsch (Berlin Ost) und Jochen Warneke (Zeuthen)
  • Schatzmeister - Hans Grabowski, Ende 1991 Walter Kassin (Werder/Havel)
  • Sekretärin - Renate Wolff (Potsdam)

Da der Landesverband Berlin laut Papier zu diesem Zeitpunkt im BDK noch existierte, gab es ca. 8 Vereine im westlichen Teil Berlins, die sich nicht dem KVBB angeschlossen hatten, in der Hoffnung, der Landesverband Berlin würde weiter existent sein. Das BDK-Präsidium tagte Anfang 1993 in Ferch bei Potsdam und legte fest, dass es künftig nur noch einen Landesverband – den KVBB - geben wird. Danach schlossen sich auch die letzten Vereine bis 1997 dem KVBB an.

UrkundePräsidium

Bild links: Die Gründungsurkunde. Bild rechts: v.l.: Walter Kassin, Wolfgng Roeb, Marion Claßen-Wolff, Jochen Warneke

Tagesordnung

In der Folge wurde am 16. Juli der Verband Berlin-Brandenburg gegründet, Westberlin aber behielt noch seinen eigenen Status als Landesverband im BDK bis 1991.

Am 18. Juli teilte der Präsident allen BDK-Präsidiumsmitgliedern und den Alt-Verbänden das freudige Ereignis von Duderstadt mit. Danach folgte am 28.09. - 30.09.1990 die Außerordentliche Hauptversammlung des BDK in Langenfeld/Rheinland, mit dem Eintritt der Ost-Verbände in den BDK.

Langenfeld – die Vereinigung des deutschen Karnevals

Rolf Fliedner:
„Unter Adolf noch im Frieden geboren, unter Dönitz den Krieg und das Land halb verloren, unter Pieck und Stalin Sozialismus erfahren, hinter Ulbrichts Mauer gelernt, was zu wagen, im Fernsehen von Mainz und Köln was geklaut, zu Willy Brandt und Helmut Schmidt aufgeschaut, Bergmann-Pohl gewählt, gegen Stasi gefeit, und endlich durch Kohl aus der „Misere“ befreit.
Wenn einem so viel Gutes widerfährt, so ist das den Beitritt zum Rat der Götter schon wert!“

An einem schönen Septembertag trafen sich die Verbände des BDK in der Stadthalle von Langenfeld/NRW zur außerordentlichen Haupttagung. Jochen Rebhan (Suhl) und ich vertraten unseren Verband mit inzwischen 52 Mitgliedern, die nun in den BDK eintreten wollten.
Auf der Tagesordnung standen der Eintritt der neuen Länder, die Erweiterung der Satzung des BDK und die Neuwahl seines Vorstandes.
Für mich war dies ein unvergessliches und bewegendes Ereignis, erstmals an einer Haupttagung eines Bundesverbandes teilzunehmen. Das war vor mir nur dem Rentner Fred Reichwein 1989 in Lauingen möglich.

Natürlich wurden die Kandidaten zur Wahl in das Präsidium vorgestellt. Dazu erwartete man gespannt vom „Ossi“ auch seine Vita. Noch während die anderen ihre Selbstdarstellung absolvierten, machte ich mir in aller Kürze Stichpunkte in Versform. Die fand der Chefredakteur der DF, der von mir hoch geschätzte Richard Walter (1922-2016) so beeindruckend, dass er sie in der „Deutsche Fastnacht Nr. 64“ einstellte.

Standarte Fahne

Bild links: Die Standarte der Präsidententreffen in der DDR, 1985 in Erfurt gestiftet. Bild rechts: Die DDR-Fahne mit der Widmung der Ostvertreter Rolf Fliedner, Lothar Franze, K.-H. Krüger, Barbara Depping

Als Vizepräsident des BDK - von 2786 Vereinen - einstimmig gewählt, war es die Erwartung aller, dass der „Neue aus dem Osten“ nun etwas Offizielles sagt.

Rolf Fliedner„Bewegt und erregt stehe ich vor so viel närrischem Wohlwollen und sage danke!
Die Würde macht ein wenig Angst vor der Bürde des Amtes, sie ist für mich Auszeichnung und zugleich eine große Ehre für Tausende Narrenfreunde im Osten Deutschlands.
Vor Jahresfrist undenkbar, fast unglaublich – nun Wirklichkeit.
Stunden sind es für mich nur noch, die uns von dem Tag trennen, an dem wir zusammen sind, als ein Volk. Unsere Herzen schlagen schneller, unser Puls höher.
Seit dem Tag von Duderstadt, als uns der BDK die Hand reichte, ist dies ein stolzer Augenblick für meine Freunde.
Ein Lebenswerk erfüllt sich, das Werk eines Mannes, dem unsere Hochachtung und unser Respekt gilt. Dank Dir, Heinz Wacker!“

Artikel
Das ganze Prozedere auf der Bühne, Rolf Fliedner mit Lothar Franze, Karl-Heinz Krüger, Barbara Depping und Harald Schulze – sie vertraten Jürgen von der Heydt, ohne Berlin-Brandenburg, gipfelte in der Übergabe einer Fahne an den Präsidenten. Dazu hatten wir „Ossis“ eine DDR-Flagge signiert, sie überreichte ich dem BDK-Präsidenten mit den nebenstehenden Worten:
'Dazu sollte die 1985 in Erfurt gestiftete Standarte der Präsidententreffen dienen, allerdings hieß es plötzlich, sie sei beim letzten der Treffen in Neubrandenburg verschwunden. Woher weiß ich nicht mehr - kam dann eine DDR-Flagge und ein Edding-Stift und wir schrieben unsere Namen - bewegt und innerlich aufgewühlt - unter ein historisches Datum.'

Viel später, zur Eröffnung der BDK-Ausstellung über den Karneval in der DDR 2007 in Kitzingen, war sie wieder da. Heute ist sie in unserem gemeinsamen Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen sicher aufbewahrt.

1990 war auch das Jahr, in dem der BDK das Gemeinnützigkeitsrecht für die „Förderung des traditionellen Brauchtums Karneval-Fasching-Fastnacht“ erstritten hatte. Ein jahrelanges Bemühen des Präsidiums beim Finanzministerium war dem voraus gegangen. Gemeinnützigkeit und GEMA-Gebührenermäßigung waren von nun an wesentliche Argumente bei der Werbung unserer Vereine.


1991- eine ausgefallene Saison

In diesem Jahr wurde die gesamte Campagne in der Bundesrepublik durch den BDK abgesagt, schweren Herzens hat der Präsident wegen eines mörderischen Krieges im Irak die Empfehlung an die Vereine ausgesprochen. Später waren wir uns im Präsidium einig, unseren Karneval nie wieder für Ereignisse zu opfern.


Dennoch ging die Geschäftstätigkeit weiter. Das BDK-Präsidium berief auch ostdeutsche Vertreter in seine Funktionen. Somit hatten wir in der kommenden Legislatur folgende Ehrenamtsträger:

  • Rolf Fliedner - Vizepräsident
  • Karl-Heinz Krüger - Beisitzer
  • Barbara Depping - Jugendausschuss
  • Jürgen von der Heydt - Rechtsausschuss
  • Dr. Henry Hasenpflug - Redaktionsausschuss
  • Werner Hasart - Traditionsausschuss

Narrentreffen der Präsidenten Ost

1992 kam es zum Treffen der Vereine Ost in Werder. Der Präsident hatte von unseren erfolgreichen Präsidententreffen in der DDR gehört und die Absicht gehabt, den Vereinen in den neuen Ländern den BDK und seine Leistungen auf ähnlichem Wege näher bringen zu müssen. Walter Kassin eröffnete uns dazu die Möglichkeit in Werder/Havel.

Präsidium

Das geschäftsführende Präsidium des BDK: Walter Nelskamp, Volker Wagner, Karl-Heinz Krüger, Hans-Joachim Schumacher, Phillip Becker, Franz Wolf, Rolf Fliedner, Kaju Hänsel, Dr. Werner Pfützer, Werner Schick


„Narrentreff der Präsidenten“ – unter dem Motto wurden im Oberstufen-Zentrum „Jugendhöhe“ - heute Bismarckhöhe - der BDK und seine 3300 Vereine, Zünfte und Korps vorgestellt. Fünf Schwerpunktthemen wurden behandelt und anschließend diskutiert. So z.B Versicherungen, GEMA, Fastnachtmuseum in Kitzingen und Karnevalstanz.

Den Erfolg habe ich als mittelmäßig eingeschätzt, der Ablauf traf nicht unsere alten Gewohnheiten und Rituale eines Präsidententreffens. Es sollte auch bei einem einmaligen Versuch bleiben.

Rückblickend auf die Jahre seit der Gründung der Verbände in den neuen Bundesländern darf ich mir die Feststellung erlauben, dass der Schritt von Duderstadt 1990 - mit dem folgenden Eintritt der Vereine der neuen Länder in den BDK - unsere einzig richtige Entscheidung war. In all den Jahren habe ich in meiner Funktion als Vizepräsident - ich spreche auch im Namen meines Nachfolgers Michael Danz - verständnisvolle Partner in allen Gremien des BDK gefunden.
Bald waren die Berührungsängste - resultierend aus der deutschen Teilung - verflogen, es kam zu einer echten, freundschaftlichen Verbundenheit von Gleichgesinnten zum Wohle der Entwicklung unserer Vereine. Wir haben viel gelernt, Brauchtums- und Traditionspflege bekamen ihren Stellenwert, neue Herausforderungen - wie z.B. der Turniertanz - wurden angenommen und erfolgreich gestaltet. Eine wachsende Anzahl von Aktiven fühlt sich heute unter dem Dach des BDK gut aufgehoben.



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