In Mecklenburg-Vorpommern tat sich ähnliches, obwohl ich sagen muss, dass wir voneinander nur wenig oder gar nichts wussten. Die Kommunikationsmöglichkeiten waren eingeschränkt, Adressen oder Namen nicht bekannt. Einzig die Informationen des BDK-Präsidenten brachten zumindest mir einen allgemeinen Überblick. So auch, dass am 26. Mai der KV Mecklenburg-Vorpommern in Rostock eine Gründungsversammlung abhielt, an der der BDK-Präsident teilgenommen hatte:
26.Mai: Gründungsversammlung des KLMV
Die Gründung des Karneval - Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern
erfolgte am 26. Mai 1990 in Rostock im „Haus des Chemiearbeiters“.
Es waren anwesend, je sechs stimmberechtigte Vertreter von Karnevalsgesellschaften aus den Bezirken: Neubrandenburg, Rostock, Schwerin.
Erstes beim Gründungskongress in Rostock gewähltes Präsidium 1990 - 1993:
Neben der Wahl des Präsidiums wurden die Satzung des KLMV, die Geschäftsordnung des Präsidiums, die Wahl- und die Finanzordnung beschlossen.
Am 02.Juni schlägt Heinz Wacker einen Gesprächstermin zum 13.und 14.06. in Erfurt vor. Vor diesem Zeitpunkt stellt sich die nebenstehende Situation im DDR-Karneval dar.
In telefonisch geführten Gesprächen mit Heinz Wacker war auch Jürgen von der Heydt „nach der Beseitigung von Mißverständnissen“ zur Überzeugung eines Beitritts der Verbände zum BDK unter der Voraussetzung gekommen, dass die angemessene Vertretung der Ostverbände im BDK-Präsidium satzungsgemäß gesichert wird.
09.Juni, Klausurtagung des BDK-Präsidiums im Hotel „Kurmainz“ in Mainz-Finthen. Heinz Wacker verweist nach unseren Gesprächen darauf,
„dass es Bestrebungen gibt, von einer Gründung des VDK der DDR Abstand zu nehmen und einen direkten Beitritt der Vereine in den BDK zu ermöglichen. Zu diesem Zweck führen Roeb und Wacker am 13./14.06 1990 Gespräche in Erfurt.“
10.Juni - BDK-Beiratstagung (Verbandspräsidenten [West] und Präsidium des BDK) in Mainz:
Der Präsident erläutert die Situation. Er verwies darauf, dass die Absicht der Verbandsgründung in der DDR noch infrage gestellt ist. Die kommende Beratung in Erfurt soll das Problem der Einbindung der Landesverbände mit ihren Gesellschaften endgültig klären.
Ab sofort bestünde die Möglichkeit, dass die Vereine ohne Aufnahmegebühr und Mitgliedsbeitrag korrespondierende Mitglieder im BDK werden könnten. „Ab 1991 gelten die satzungsgemäßen Rechte und Pflichten“. Einstimmig sprachen sich 33 BDK-Verbände dafür aus, die Präsidialtagung des BDK in Langenfeld – als „außerordentliche Hauptversammlung“ für das satzungsgemäße Prozedere zu nutzen.
Die Gespräche in Erfurt – der Weg zu „Deutschland einig Narrenland“
Am 13. und 14.06.1990 trafen sich Heinz Wacker, Wolfgang Roeb, Jürgen von der Heydt und Rolf Fliedner im ehemaligen „Jugend-Tourist-Hotel“ in Erfurt. Hierbei sollte – wie in Vorgesprächen erläutert – vereinbart werden, wie die Landesverbände Ost in den BDK eintreten können und ein DDR-eigener Verband „VDK“ vermieden werden kann. Dazu kam Heinz Wacker mit dem Vorschlag nach Erfurt, in der DDR fünf Landesverbände zu gründen, die danach dem BDK beitreten sollten.
In einem Vieraugengespräch mit Jürgen von der Heydt teilte ich ihm mit, dass der Landesverband Thüringen seinen Beitritt zum BDK in seiner Satzung fest verankern wird. Das hat ihn überzeugt.
So waren sich an diesem Tage Ost und West einig geworden, diesen gemeinsamen Weg all unseren Karnevalsfreunden in der noch-DDR zu empfehlen.
Im Ergebnis wurden die Grundlagen für „Deutschland einig Narrenland“ erarbeitet. Der BDK erweiterte sein „geschäftsführendes Präsidium“ um einen Vizepräsidenten und einen Beisitzer aus Ostdeutschland (DDR)“. Die Vereine der DDR können in der Folge dem BDK beitreten.
Die geplante Präsidialtagung vom 28.-30.09.1990 in Langenfeld/NRW sollte als „außerordentliche Hauptversammlung“ zum Zwecke der Satzungsänderungen und der Wahl der Vertreter Ost, einberufen werden.
23.06.: Der Rechtsausschuss des BDK tagte in Köln und hat die geplante Satzungsänderung des BDK festgeschrieben.
Die Gründung des „Landesverband Thüringer Karnevalvereine“
Rolf Fliedner berief einige Karnevalisten aus den drei Bezirken in ein vorbereitendes Komitee. Dieser „Ausschuss für die Gründung des LTK“ hatte inzwischen seine Arbeit abgeschlossen, so dass am 14.06.1990 ein weiteres Gespräch zum Ablauf des Gründungsverbandstages mit dem BDK-Präsidenten in Erfurt stattfinden konnte. Heinz Wacker und der Präsident des Landesverbandes Kurhessen – Helmut Graf – nahmen teil. Alle mir bekannten Thüringer Vereine wurden für den 23. 06.1990 nach Erfurt eingeladen. Allerdings konnten nur die verfügbaren Adressen angeschrieben werden, die für den Bezirk Gera vom damaligen BAK zur Verfügung gestellt wurden. Deswegen wurden in den drei „Bezirksorganen“ Pressemitteilungen zu dieser Gründungsversammlung veröffentlicht.
Zu Beginn der Tagung konnte ich im „Gesellschaftliches Zentrum“ am Erfurter Wiesenhügel über 50 Vereine, die unserem Aufruf gefolgt waren, begrüßen.
46 Karnevalvereine Thüringens haben sich eingeschrieben und den „Landesverband Thüringer Karnevalvereine“ gegründet.
Nachdem die Satzung verabschiedet wurde, fand die Vorstandswahl statt.
Rolf Fliedner (Erfurt) wurde einstimmig zum Präsidenten des LTK und aus den drei ehemaligen Bezirken Jochen Rebhan (Suhl) für Suhl, Wilfried Esefelder (Bad Blankenburg) für Gera, sowie Peter Ellrich (Ichtershausen) für den Bezirk Erfurt zu Vizepräsidenten gewählt.
Ende Juni teilte der BDK den Verbänden mit, dass vier Verbandsgründungen abgeschlossen sind.
Nachdem inzwischen der Beitritt der Verbände Ost nicht mehr infrage gestellt war, konnte sich der BDK-Präsident Heinz Wacker am 07.07.1990 im grenznahen Duderstadt hierfür die Legitimation einholen. Die Veranstaltung war von Kaju Hänsel (Präsident Niedersachsen) gut vorbereitet. An der Veranstaltung am Vormittag nahm auch der Bürgermeister teil.
Je drei Vertreter der Landesverbände der neuen Länder trafen sich auf Einladung des BDK im historischen Rathaus von Duderstadt.
Thüringen | Rolf Fliedner (Erfurt), Jochen Rebhan (Suhl), Peter Ellrich (Ichtershausen) |
Berlin-Brandenburg | Jochen Warnecke (Eichwalde), Wilfried Kupsch (Berlin Ost), Wolfgang Roeb (Berlin West) |
Mecklenburg-Vorpommern | Karl-Heinz Krüger, Werner Hasart, Günter Heise, Günther Rastow |
Sachsen-Anhalt | Jürgen von der Heydt, Barbara Depping, Bernd Leupold |
Sachsen | Lothar Franze, Günter Kretschmar, Dieter Stengler |
Der BDK-Präsident stellte die Vertreter von Ost und West vor und erläuterte die Zielstellung für den Tag:
Auf der Tagesordnung standen:
Rathaus zu Duderstadt, Erklärung der Landesverbände der DDR zum Beitritt in den BDK. Foto: LTK-Archiv
Die Anwesenden Vertreter des BDK – Heinz Wacker und Wolfgang Roeb - und die der Landesverbände der neuen Länder haben beschlossen: